Konfirmandenfreizeit in Linz, Gallneukirchen, Mauthausen und Rutzenmoos:
Vom 5.-8. Mai 2016 führte uns (20 Konfis aus Liechtenstein, Feldkirch und Dornbirn) der Weg nach Linz – gemeinsam mit unseren PfarrerInnen Johannes Jung (FL), Barbara Wedam (FK) und Michael Meyer (DO). Nach einem Jugendgottesdienst am Himmelfahrtstag in Feldkirch führte uns die Reise bei schönstem Wetter ins Jugendgästehaus Linz, wo wir wohnten.
Der Kennenlernabend verging wie im Flug bei gut ausgewählten Spielen, die alle miteinander in Kontakt brachten und uns in eine lässige Stimmung versetzten.
Tags drauf besuchten wir das Diakoniewerk Gallneukirchen. Die Führung durch das Werk zeigte uns die vielfältigen Aufgaben der Menschen, die dort leben, arbeiten und lernen. Der Vortrag von Frau Isabel Beuchel in der Kapelle, der Gang durch das Hauptgebäude, die Werkstätten am Linzerberg, der Streichelzoo halfen uns zu verstehen, was Diakonie heißt: Glaube, der in der Liebe tätig ist. Von den Anfängen mit Pfr. Ludwig Schwarz und den Diakonieschwestern bis heute ist ein weiter Weg. Aber immer geht es um Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Seit einem Jahr sind nun auch Flüchtlingsbaracken hinzugekommen und das Diakoniewerk ist noch bunter und vielfältiger geworden. Wer mag, kann hier ein soziales Jahr verbringen.
Nachmittags, beim Stadtspaziergang in Linz ging es locker zu. Wir konnten uns frei in der Fußgängerzone umsehen – wie wir wollten. Der abendfüllende Film „Hasenjagd“ im Jugendgästehaus machte uns anschließend sehr betroffen: über 491 sowjetische Kriegsgefangene sind im Februar 1945 aus dem Gefängnis ausgebrochen und wurden von der SS und dem „Volkssturm“ gnadenlos durchs Mühlviertel gejagt und erschossen! Nur 9 Gefangene überlebten das Massaker.
„Nie wieder“ steht im Duschraum des Konzentrationslagers Mauthausen. Der Samstag war geprägt durch eine gut gestaltete Begleitung durch die Gedenkstätte. Alle hatten zu Beginn ein Bild aus dem KZ Mauthausen angeschaut und Fragen notiert. Anschließend besuchten wir die jeweilige Stätte, die darauf abgebildet war und fanden Antworten auf unsere Fragen. Im Quarantänehof fanden wir den Ort, an dem die Baracke der sowjet. Kriegsgefangenen war und die Mauer, über die sie geflohen waren. Furchtbar, was Rassismus und Antisemitismus in Europa angerichtet haben! Wir nehmen unsere Betroffenheit mit und suchen Frieden mit allen Menschen, Kulturen und Religionen.
Den Abend nutzen wir für eine fröhliche Filmnacht, in der es um Liebe, Freiheit und Verantwortung ging, und es gab jede Menge zu lachen (lol). Tags drauf besuchten wir das Evangelische Museum in Rutzenmoos und staunten: ein Ausstellungsbegleiter war als Kind aufgewachsen in Mauthausen. Der 81jährige Herr erzählte aus eigener Erinnerung von dem, was wir in Mauthausen gehört hatten.
Das Museum zeigt die Geschichte der Evangelischen Kirche. In der Reformationszeit und im Geheimprotestantismus blieben viele ihrem Glauben trotz Verfolgung treu. Erst 1781 mit dem Toleranzpatent von Kaiser Joseph II. ist die Evangelische Kirche öffentlich zugelassen worden. Toleranz bedeutet zu dulden, dass es andere Glaubensformen gibt, aber auch alles für die Freiheit zu tun, damit der andere Glaube tatsächlich praktiziert werden kann.
Über all das haben wir untereinander gesprochen, uns so gegenseitig kennengelernt und sind zu einer Gemeinschaft zusammengewachsen. Wir freuen uns, wenn wir uns wiedersehen. Am 25. Juni treffen sich Konfirmierte und Konfis wieder von 15-18 Uhr im Gemeindesaal in Dornbirn. Und wer mag, bringt die FreundInnen auch gleich mit.
Pfarrer Michael Meyer